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Magersucht. Die Zeitungsverleger sind derzeit wirklich nicht zu beneiden. Erst schrumpfen die Erträge aus dem Lesermarkt. Dann steigen die Papierpreise. Und nun bricht auch noch der Anzeigenumsatz dramatisch ein.
Minus zwanzig, minus dreissig, minus vierzig Prozent... Man ist schon glücklich, wenn es nicht noch schlimmer kommt.

Besonders prekär ist die Magersucht der Tageszeitungen. Ein Abonnement umfasst in diesem Jahr wohl zwei- bis dreitausend Zeitungsseiten weniger. Halb so schlimm, tröstet Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument in einem BaZ-Interviews: „Wer will, kann auch in dünnen Zeitungen zwei bis drei Stunden täglich lesen.” Andere sind noch kecker. NZZ-CEO Polo Stäheli etwa. Er plant gemäss „Handelszeitung” eine „überdurchschnittliche Preisanpassung” für sein Weltblatt.

Wir können nur hoffen, dass Preisüberwacher Stefan Meierhans viele andere Brandherde zu löschen hat. In der Vergangenheit haben
die Zeitungen ihre Preiserhöhungen nämlich stets auch mit der ausgebauten redaktionellen Leistung begründet. Wenn diese Leistung nun sinkt, wäre eigentlich eine Preisanpassung nach unten angezeigt – nicht eine nach oben.

Ein Dilemma. Die klassische Tageszeitung ist gleichzeitig zu billig und zu teuer im Markt. Zu billig, weil der Abo-Preis tatsächlich nur einen Teil der Kosten deckt. Zu teuer, weil immer weniger Medienkonsumenten auf das Komplett-angebot einer Tageszeitung angewiesen sind, um sich informiert zu fühlen. Die Bereitschaft, für ungenutztes Papier fast 500 Franken zu bezahlen, schwindet.

Es wird interessant zu beobachten sein, wie die Verlage dieses Problem langfristig lösen. Eigentlich müsste Platz sein für den neuen Typus einer Tageszeitung, die sich radikal nach den heutigen Informationsgewohnheiten und
-bedürfnissen richtet: Man braucht im multimedialen Zeitalter kein Rundum-Sorglos-Paket an gedruckten Depeschen, man wünscht gute Zusatzinformation und kompetente Analysen zu den wirklich relevanten Themen
des Tages. Man wartet, kurzum, auf eine 250-Franken-Zeitung, die nicht mehr von allem ein wenig, sondern von wenigem alles bietet.

Ivo Bachmann
www.bachmannmedien.ch

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